Streckenverbote in Tirol

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe mal bei der Landesregierung in Tirol (verkehr@tirol.gv.at) gefragt, warum man denn nur Motorräder aussperrt, wenn es angeblich um Lärmschutz geht:


    Sehr geehrte Damen und Herren,


    ich habe volles Verständnis für die Anwohner der betroffenen Straßen, die gerne weniger Lärm hätten.

    Aber warum gilt dieses Verbot ausschließlich für Motorräder und nicht für alle KFZ über einem bestimmten Schallpegel? Das ist doch eine willkürliche Ausgrenzung und widerspricht allen Grundlagen der Gleichbehandlung vor dem Gesetz. Für die Anwohner wird es egal sein, ob der Lärm aus einem Auto oder einem Motorrad kommt. Der einzig plausible Grund, der mir dafür einfällt, ist, dass man die Fahrer teurer Sportwägen nicht als Gäste verlieren will, weil sie im Durchschnitt erheblich zahlungskräftiger sind.


    Oder haben Sie einen anderen Grund, warum in Tirol Motorradfahrer zu Menschen zweiter Klasse degradiert werden und strengere Auflagen erfüllen müssen als PKW-Fahrer?

    Da sie sich ausschließlich auf die Einträge in den offiziellen Fahrzeugpapieren beziehen, sind die manipulierten Fahrzeuge, die tatsächlich für den größten Anteil des Lärms verantwortlich sind, bei der Regelung wieder außen vor. Bestraft werden nur die ehrlichen mit korrekten Papieren.

    Bizarrerweise werden auf der Seite tirol.at auch Motorradfahrer gezielt als Touristen in Tirol angesprochen und das Motorradmuseum am Timmelsjoch beworben. Ist das Ironie?

    P.S: Mein eigenes Auto ist auch lauter als mein Motorrad. Beide sind gesetzeskonform und entsprechen den EU-Richtlinien. Es geht mir also nicht primär um meinen eigenen Vor-/Nachteil.




    Es kam folgende Antwort in sehr kurzer Zeit (vermutlich gibt es schon fertige Textbausteine zum Thema):


    Sehr geehrter ...!


    Ich darf mich für Ihre E-Mail recht herzlich bedanken. Wie Sie als Motorradfahrer sicher wissen, wird die Bevölkerung im gesamten Bezirk Reutte vom Motorradlärm stark geplagt, zumal die Bergstraßen im Außerfern seit vielen Jahren beliebte Ausflugsstrecken für unzählige MotorradfahrerInnen sind. Vorab darf ich festhalten, dass sich diese Vorgangsweise nicht gegen Motorradfahrer richtet, sondern ausschließlich im Interesse der an den Motorradrouten lebenden Bevölkerung ist.


    In Ihrem Schreiben nehmen Sie Bezug auf typengenehmigte Fahrzeuge bzw. auf den Nahfeldpegel (Standgeräusch), ich darf Ihnen kurz erläutern, weshalb dieser Wert gewählt wurde:


    Die eigentliche Herleitung, wie der Nahfeldpegel und der Grenzwert dazu gebildet wurden, erfolgte in getrennten Gutachten zur Verordnung aus technischer und lärmmedizinischer Sicht.


    Die Argumentation der Verwendung des Nahfeldpegels (Standgeräusches) liegt in der Methodik des Typprüfverfahrens. Der Vorbeifahrtspegel aller seit geraumer Zeit zugelassenen Motorräder überschreitet einen bestimmten Wert (80 dB) nicht. Obwohl dieser Wert von den Motorrädern eingehalten wird weisen diese einen höchst divergierende Nahfeldpegel auf. Die Geräusche, wie sie im Nahfeld gekennzeichnet sind, entwickeln sich genau in jenen Situationen, wo durch starke Beschleunigungsvorgänge nicht mehr jene Fahrweise abgebildet wird, wie sie im Typprüfverfahren bei der Vorbeifahrtsmessung zu Grunde liegt. Genau dies Vorgänge führen aber bei den Betroffenen in einem hohen Prozentsatz zu Störwirkungen.


    Nachdem die subjektive Störung durch Motorräder jene des zweispurigen Verkehrs bei weitem übersteigt, konzentrieren sich die Maßnahmen auf diese Fahrzeuggruppe, selbst wenn im zweispurigen Verkehr einzelne Fahrzeuge auch durchaus lauter sein können. Es entspricht den gewonnenen Erkenntnissen, dass bei gleichem Schallpegel der Motorradverkehr eben viel störender ist. Zudem werden an bestimmten Tagen beinahe 4.000 Motorradfahrer pro Tag gezählt, die von Ihnen angeführten teure Sportwägen sind hingegen im Vergleich sehr selten anzutreffen.


    Das relevante Fahrgeräusch als Grundlage für die Beschränkungen ist nicht in ausreichendem Maß geeignet, da das Typprüfungsverfahren den realen Fahrbetrieb nicht ausreichend abbildet. Dies könnten nur Begrenzungen der Schallemission über den gesamten Drehzahl- und Leistungsbereich.


    Darüber hinaus möchte ich klarstellen, dass diese Fahrverbote auf lediglich 5 Straßenzügen (ca. 126 km) verhängt worden sind, das entspricht lediglich 5,6 % des gesamten Landesstraßennetzes in Tirol (2.237 km), zudem sind nur ca. 6,7% der zugelassenen Fahrzeuge (Nahfeldpegel > 95 dB(A)) betroffen.


    Da die bisher getroffenen Maßnahmen wie Geschwindigkeitsbeschränkungen, Überholverbote udgl. nicht den erhofften Erfolg gebracht haben, so erwartet man sich von diesen Fahrverboten für besonders laute Motorräder eine spürbare Reduktion des Lärms zum Schutz der Anwohner.


    Mehr Informationen finden Sie unter: https://www.tirol.gv.at/verkeh…echt/motorrad-fahrverbot/).


    Die Fahrverbote werden evaluiert und erforderlichenfalls angepasst.


    Abschließend darf ich noch erwähnen, dass dieses Problem nicht auf das Bundesland Tirol beschränkt ist, beiliegend darf ich Ihnen einen Artikel der Juni-Ausgabe „Auto Bild“ beilegen.


    Möglicherweise werden zukünftig noch viel strengere Maßnahmen angedacht werden.


    Ich wünsche Ihnen eine unfallfreie Motorradsaison und bedanke mich für Ihr Verständnis!


    Mit freundlichen Grüßen


    Dr X


    Daraufhin habe ich noch einmal nachgehakt:


    Sehr geehrter Herr Dr. X,

    vielen Dank für Ihre rasche Antwort!

    Die Erläuterungen zum Nahfeldpegel sind mir bekannt. Auch die Kritiken an dieser Methode kenne ich. Da Akustik nur ein winziger Teil meines Studiums war, habe ich nicht die Kompetenz, dieses zu beurteilen.

    Sie betonen, dass es sich nicht gegen Motorradfahrer richtet. Aber warum sind dann Autos ausgenommen? Die Begründung, dass Motorräder subjektiv als unangenehmer empfunden werden, hält keiner sachlichen Prüfung stand. Diese Sensibilisierung der Bevölkerung gezielt gegen Motorräder wurde durch Politik und Medien, die die Motorradfahrer zu den Buhmännern machen, erhöht. Die Geräusche der Motorräder sind je nach Motorentyp und Bauform völlig unterschiedlich. Das lässt sich nicht pauschalisieren. Auch bei den Autos ist die Streuung einigermaßen groß. Insbesondere die, mittlerweile in Mode gekommenen, Klappenauspuffanlagen bei den höherpreisigen Automarken erzeugen erheblichen Lärm. Mein Arbeitsplatz liegt direkt an einer sehr befahrenen Straße. ich kann mir also täglich selbst ein Bild davon machen. Motorräder werden bei Ihnen aber ohne Differenzierung pauschal ausgesperrt, während Autos pauschal durchgewunken werden.

    Auch die Beschränkung auf lediglich 5 Straßenzüge ist kein Trost, da das Tannheimer Tal in den letzten 20 Jahren unser häufigstes Urlaubsziel war. Auch sonst war ich des öfteren in Tirol. Auch als Zwischenstation bei Motorradtouren. Bisher haben wir für die Familienurlaube immer zuerst geschaut, ob unsere Stammunterkünfte in Tannheim etwas frei haben, bevor wir an anderen Orten gesucht haben. Das werde ich wohl künftig anders handhaben, wenn wir dort nur noch als Autofahrer erwünscht sind. Immerhin sind wir in Südtirol weiterhin willkommen. Da kommt man auch in einer Tagesetappe gut hin und dort gelten Fahrverbote - wenn sie nötig werden - für alle Fahrzeuge und nicht nur für eine ungewollte Gruppe.

    Mit freundlichen Grüßen


    Darauf kam dann bisher keine Antwort mehr.

  • Ich für meinen Teil werde Österreich komplett aus Urlaubsüberlegungen streichen und höchstens als Durchreiseland nutzen.

    Euros werd ich kaum dalassen.

    Denn wennschon dennschon.

    Ich denke, das ist das maximale was "ich" tun kann.

    Meine Einstellung ändere ich erst wieder, wenn sich da was in unsere Richtung bewegt.

  • Ich schaue gerne auf YouTube dieösterreichische Reihe „1000 PS TV“ und die regen sich auch über die Aussperrung auf, bitten aber dringend darum, die Gastbetriebe, die sich extra auf Motorradfahrer eingestellt haben, nicht durch pauschale Verweigerung zu bestrafen. Und über 90% der traumhaften österreichischen Strecken bleiben ja offen. Also seids nicht so streng!

  • Ich schaue gerne auf YouTube dieösterreichische Reihe „1000 PS TV“ und die regen sich auch über die Aussperrung auf, bitten aber dringend darum, die Gastbetriebe, die sich extra auf Motorradfahrer eingestellt haben, nicht durch pauschale Verweigerung zu bestrafen. Und über 90% der traumhaften österreichischen Strecken bleiben ja offen. Also seids nicht so streng!

    Gerade auch die.

    Der Hintergrund ist, wenn es denen weh tut, dann schreien sie laut.

    Am besten so laut, das es die Österreichische Regierung nicht überhören kann.

    Ein bisserl Demo juckt die wenig. Aber wenn es um die Knete geht, dann verstehen die keinen Spaß.

    • Offizieller Beitrag

    Genau deshalb bin ich auch der Meinung, dass jede Stimme, die an die Landesregierung geht und klar den Boykott ankündigt, wichtig ist.

    Wenn die von mehreren hundert Touris hören, dass diese künftig woanders hinfahren, dann fangen sie vielleicht an, langsam zu überlegen.

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